Wie entsteht Nähe?


Die Nähe ist eine seelische Empfindung, die sich durch einen objektiven und klar geführten Sinnesprozess zu einem anderen Menschen, zur Natur oder zu einem außenstehenden Objekt entwickeln kann.

nicht gedanke

„Die subjektiven, projizierenden Emotionen können das Objekt nicht wirklich erreichen“

gedanke

„Die Beobachtung eines Objektes ist ein schöpferischer Prozess durch den Gedanken“

Eine Grundvoraussetzung wäre, dass wir zuerst in eine gute Objektbeziehung kommen, d.h. uns selbst gegenüber dem Objekt unserer Betrachtung bewusst und geordnet wahrnehmen können. Diese Objektbeziehung müssen wir oftmals erst erlernen. Normalerweise gleitet unsere Aufmerksamkeit mehr oberflächlich über den Menschen, der uns begegnet, oder über das außenstehendes Objekt hinweg.

Die Augen streifen kurz eine Person und sofort steigt ein Gefühl in uns auf. Diese Art Gefühle steigen meistens automatisch und schnell in uns hoch. In diesen Gefühlen, die sich in Sympathie wie auch in Antipathie äußern können, ist man mit seiner Aufmerksamkeit meist noch ganz bei sich selbst, sozusagen in seinem subjektiven Innenraum.

Um eine seelische Empfindung der Nähe zu entwickeln, müssen wir deshalb mit unserem Seelenleben aktiv werden. Wir müssen dafür aus dem zunächst noch sehr autonom ablaufenden Sinneswahrnehmungen heraustreten und das Gegenüber sorgfältig wahrnehmen lernen. Wir blicken z.B. konkret auf den anderen Menschen hin, nehmen die Größe der Person wahr, die Haltung, die Haare, die Form der Augenbrauen etc. Auch durch das längere Verweilen in der Betrachtung eines Menschen oder einer Sache treten wir aus dem zumeist noch mechanischen und sprunghaft ablaufenden Sinnesstrom heraus und kommen erst zu einem intensiveren Wahrnehmen. Das Objekt kann uns dadurch erst näher kommen. Wir beginnen die Person in ihrem Gesamten wie im Detail zu erleben und können sie vielleicht jetzt erst beschreiben. Eine Beschreibung führt bereits zu einer ersten objektiven Außenwahrnehmung.

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„Das achtsame Umgehen, das Bewusstwerden des Eigenen wie auch des Außenstehenden führt dazu, dass Nähe entsteht.“
Aus Heinz Grill, Therapie der Krebskrankheit aus ganzheitlicher medizinischer und spiritueller Sicht

Dieses Bild, das man durch diese eigenständige und beschreibende Aktivität geschaffen hat, kann man einige Stunden später noch einmal gedanklich rekonstruieren. Dies intensiviert erneut die seelische Aktivität. Aus der Erinnerung versucht man sich so originalgetreu wie möglich das Bild noch einmalaufzubauen. Durch diesen zunehmend geführten und objektiv ausgerichteten Sinnesprozess weicht die Trennung zwischen uns und dem anderen Menschen langsam zurück, d.h. man beginnt seinen subjektiven Innenraum langsam zu verlassen und den anderen Menschen wirklich wahrzunehmen.

Neue Gedanken und Empfindungen, die wir noch nicht in uns tragen, entstehen durch diesen aktiv geführten Sinnesprozess. Die vorschnellen Gefühle der Sympathie oder der Antipathie weichen in der Regel durch diese Art innere Aktivität zurück und es kann die seelische Empfindung der Nähe zu einem anderen Menschen entstehen.

(GH)